(aus meinem Buch: Software-Grundlagen, Kapitel 7.3 „Programme entfernen“, erweitert)
Anwendungen entfernen – Was ist daran schwierig?
Um ein Programm zu entfernen, ist es grundfalsch, dessen Programmverzeichnis zu löschen. Die Eigenschaften und Dateien des Programms sind in der Registry erfasst. Wenn Dateien nicht mehr auffindbar sind, die laut Registry–Eintrag vorhanden sein müssten, greift Windows zu langsamen Notlösungen oder stürzt ab. Die richtige Methode ist die Rückabwicklung der Installation. Dafür wird ein Deinstallationsprogramm und das während der Installation angelegte Logbuch benötigt. Dieses Logbuch befindet sich meist im Programmverzeichnis.
Wie geht man vor?
Hat das Programm einen eigenen Programmordner im Ordner „Alle Programme“ des Startmenüs? Oft findet sich dort ein vom Hersteller geliefertes Deinstallationsprogramm.
Wenn dieses Deinstallationsprogramm nicht funktioniert oder fehlt, versuchen Sie es mit den Windows-Bordmitteln.
Es gibt zwei Möglichkeiten, zur Liste der installierten Programme zu kommen:
- Windows 10, Variante 1: Rechtsklick auf das Windows-Symbol → „Einstellungen“ oder Linksklick auf das Windows-Symbol, dann auf das Zahnrad am linken Rand. Klicken Sie anschließend auf „Apps“.
- Windows 10, Variante 2: Tippen Sie „systemsteuerung“ oder „control“ in das Suchfeld rechts neben dem Windows-Symbol ein und klicken Sie auf „Systemsteuerung“. Falls im Fenster „Alle Systemsteuerungselemente“ rechts oben „Anzeige: Kategorie“ steht, ändern Sie das auf „Anzeige: Kleine Symbole“. Klicken Sie nun auf „Programme und Features“.
Merkwürdigerweise werden von beiden Varianten nicht die gleichen Programme angezeigt.
Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das zu entfernende Programm, danach im Kontextmenü auf „Deinstallieren / ändern“. Wenn Sie als Benutzer ohne Administratorrechte angemeldet sind, werden Sie aufgefordert, das Administratorpasswort einzugeben.
Ein aktives Programm lässt sich nicht entfernen
Ein Programm lässt sich nicht entfernen, weil es noch aktiv ist? Halten Sie die beiden Tasten „Strg“ und „Alt“ gedrückt, und tippen Sie auf die „Entf“-Taste. Das Fenster „Windows-Sicherheit“ sollte sich sofort, aber spätestens nach einer halben Minute öffnen. Wählen Sie „Task-Manager“. Auf der Registerkarte „Prozesse“ sind die aktiven Anwendungen aufgelistet. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die zu beendende Anwendung und dann auf „Task beenden“.
Manche Programme bestehen aus mehreren Komponenten, die in der richtigen Reihenfolge einzeln entfernt werden müssen.
Starten Sie den PC nach der Deinstallationen neu.
In Benutzung befindliche Dateien können nicht ausgetauscht werden. Einige Dateien können erst während des Herunterfahrens und des anschließenden Hochfahrens gelöscht oder ersetzt werden.
Eine Anwendung lässt sich nicht deinstallieren
Wenn sich ein Programm nicht deinstallieren lässt, können Sie es noch im abgesicherten Modus versuchen.
Für manche Antivirenprogramme und einige spezielle Anwendungen gibt es Spezial-Cleaner im Internet, um ein Programm einschließlich aller Spuren zu beseitigen.
Die wohl letzte Möglichkeit: Rechtsklick auf „Start“, Linksklick auf „Windows PowerShell (Administrator)“. Tippen Sie den folgenden Befehl ein
Get-WmiObject -Class Win32_Product
um eine Liste der installierten Programme zu erhalten. Übrigens: Get-WmiObject -Class Win32_Product | Select-Object -Property Name erzeugt eine kürzere Liste, welche nur die Namen der Programme enthält.
Mit dem Befehl
Remove-AppxPackage AppName
(setzen Sie statt AppName deren vorstehend ermittelte exakte Bezeichnung ein) können Sie sogar Anwendungen entfernen, für die es kein Deinstallationsprogramm gibt.
Behalten Sie das störrische Programm!
Wenn all das nicht funktioniert, sollten Sie das Programm behalten. Verzichten Sie darauf, im jeweiligen Programme-Ordner die Dateien der Anwendung mit dem Windows-Explorer zu löschen. Im Ordner könnten Bibliotheken enthalten sein, die auch von anderen, später installierten Anwendungen mitbenutzt werden. Es kann ein Problem sein, wenn Windows mehrfach benutzte Programmkomponenten nicht mehr finden kann. Sie vergeuden zwar ein wenig Speicherplatz, aber bei heutigen Festplattenpreisen ist das nicht schlimm: Bei einem Preis von 100 Euro für eine 4000-GB-Festplatte entspricht das einem Preis von 1 Cent für 400 MB, und es gibt nur sehr wenige Programme, die so viel Speicherplatz benötigen.
Es lohnt nicht, die Stabilität von Windows zu gefährden, nur um Festplattenkapazität im Wert von einem Cent zurückzugewinnen.
Warum sind manche Deinstallationen so schwierig?
Microsoft hat den Problemen der Installation und Deinstallation von Anwendungen anfangs viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Bei den Windows-Versionen vor Windows 95 war überhaupt keine Deinstallation vorgesehen. (Das ist wie ein Auto mit Falltür: Man kann jederzeit einsteigen, kommt aber nie wieder heraus.) Erst seit Windows 95 gibt es die Möglichkeit der Deinstallation. Im Wesentlichen wird von den Programmierern einer Anwendung festgelegt, wie die Installation und Deinstallation abläuft. Aus praktischen Gründen („Eine Deinstallation kommt selten vor“) und psychologischen Gründen („wer mein schönes Programm loswerden will, wird schon sehen, was er davon hat“) lässt die Qualität von Deinstallationsprogrammen oft zu wünschen übrig.
Bei der Konzipierung von Windows hat Microsoft vorgesehen, dass die Einträge einer Hard- oder Softwareinstallation in der Registry bei einer Deinstallation erhalten bleiben. Was hat sich Microsoft wohl dabei gedacht?
- Wenn Sie eine Hardwarekomponente ausbauen und später wieder einbauen (z. B. nach einem Garantieaustausch), hat Windows bereits alle nötigen Informationen über das Teil und kann die Treiber automatisch reaktivieren.
- Wenn Sie eine Anwendung (z. B. wegen Platzmangel auf der Festplatte) deinstallieren müssen und Sie die Anwendung zu einem späteren Zeitpunkt erneut installieren wollen, könnte das Installationsprogramm rein theoretisch auf die erneute Eingabe einiger Daten (z. B. der Seriennummer) verzichten und die in der Registry erhalten gebliebenen Einträge erneut verwenden.
In den 80er Jahren sind das vielleicht vernünftige Gründe gewesen, doch beide Gründe sind schon lange wirklichkeitsfremd. Wer eine Hardwarekomponente ausbaut, wird kaum wochenlang auf eine Reparatur oder Ersatzlieferung warten, sondern sie vermutlich durch eine andere, bessere Komponente ersetzen. Und wer ein Programm deinstalliert, tut es kaum wegen Mangel an Speicherplatz auf der Festplatte, sondern um ein anderes, besseres Programm zu installieren. Deshalb macht sich kaum noch ein Programmierer die Mühe, sein Installationsprogramm nach eventuell vorhandenen früheren Einträgen suchen zu lassen und diese zu benutzen. Darüber hinaus ist das ein Freibrief für die Anwendungsprogrammierer, sich bei einer Deinstallation die Mühe zu ersparen, die Registry aufzuräumen.
Lohnt es sich, die nach einer Deinstallation zurückgebliebenen Einträge mit dem Registrierungseditor „von Hand“ zu entfernen? Keinesfalls. Einerseits ist der mögliche „Gewinn“ winzig, andererseits sind Änderungen in der Registry hochgradig riskant.
Daraus folgt:
Jede Installation macht Windows dauerhaft langsamer, auch wenn Sie ein Hilfsprogramm installieren, mit dem Sie eigentlich Windows beschleunigen wollten.
Alles, was Sie jemals installiert haben, lässt sich nicht wieder vollständig entfernen und bremst Windows dauerhaft. Eine restlose Entfernung von Programmen wäre nur durch Löschen der Windows-Partition und eine totale Neuinstallation von Windows und aller Anwendungsprogramme möglich.