Kurze Anleitung: Eine (fast) komplette Sicherung mit ROBOCOPY
Mit dieser Anleitung können Sie die gesamte Windows-Partition sichern: Alle Ihre Daten, alle Windows-Dateien, die Dateien von allen installierten Programmen und auch allen Müll. Mit ein paar frei wählbaren Zusatzangaben können Sie Gruppen von Dateien aus der Sicherung ausschließen.
Welche Vor- und Nachteile hat diese Art der Datensicherung?
- Vorteile:
- Bei einer üblichen Datensicherung werden genau ausgewählte Dateien gesichert – nämlich nur diejenigen, die man braucht. Was aber, wenn man nicht von allen Dateien weiß, in welchem Ordner sie gespeichert sind? Wissen Sie beispielsweise, wo das private Wörterbuch von MS Word oder die Favoriten des Firefox-Browsers gespeichert sind? Oder stellen Sie sich vor, Sie sollen für einen Bekannten oder Kunden die Daten retten und wissen nicht, was er für Daten hat. Dann ist die hier beschriebene Datensicherung mit robocopy sinnvoll: Es wird zwar viel Unnützes gesichert, andererseits enthält die Sicherung auch diejenigen Dateien, von denen Sie noch nicht wissen, ob sie jemals gebraucht werden.
- Es braucht kein Datensicherungsprogramm installiert werden.
- Sie können auch dann noch Daten retten, wenn Windows nicht mehr startet. Booten Sie von einer Windows-10-Installations-DVD (oder Windows 11) bis zur Eingabeaufforderung (siehe Eingabeaufforderung von der Windows-DVD starten) und beachten Sie, dass die Laufwerksbuchstaben andere sind als unter Windows.
- Nachteile:
- Erhöhter Speicherplatzbedarf
- Es werden nur die Daten gesichert, auf die Sie Zugriff haben. Falls auf Ihrem PC mehrere Benutzer eingerichtet sind, werden die Daten der anderen Benutzer nicht mit gesichert.
- Ausführung:
- Schließen Sie für das Backup einen USB-Speicher an den PC an. Der angesteckte USB-Speicher muss nicht leer sein, darauf vorhandene Dateien bleiben erhalten.
Starten Sie den PC.- Wenn Windows nicht bootet, dann booten Sie von einer Windows-Installations-DVD. Ermitteln Sie die Laufwerksbuchstaben der Windows-Partition und des Backup-Datenträgers (z. B. mit dem dir-Befehl.
- Wenn Windows startet, dann ermitteln Sie den Laufwerksbuchstaben des Backup-Datenträgers, den Windows vergeben hat (z. B. mit dem Windows Explorer).
Nehmen wir an, der Laufwerksbuchstabe des Backup-Datenträgers ist „E:“. Nehmen wir weiterhin an, Windows befindet sich auf Laufwerk „C:“.
Drücken Sie die Windows-Taste und „r“. Tippen Sie „cmd“ ein, gefolgt von „Enter“, um die Eingabeaufforderung zu öffnen.
Tippen Sie den folgenden Befehl ein (kursiv geschriebene Parameter sind optional) und drücken Sie Enter:
robocopy c: e: /r:0 /s /xd %windir% /xf *.dll *.sys *.exe /xa:sh /maxage:365
Dieser robocopy-Befehl sichert vom Laufwerk C: alle Dateien nach Laufwerk E: , mit den nachfolgend beschriebenen Ausnahmen. Jeder dieser optionalen Parameter kann weggelassen oder an Ihre Bedürfnisse angepasst werden./xd %windir% bewirkt, dass der Windows-Ordner (und alle seine Unterordner) nicht gesichert werden.
Sie können, getrennt durch Leerzeichen, weitere Ordner aufzählen, die nicht gesichert werden sollen. Beispielsweise ist es sehr unwahrscheinlich, dass irgendwelche von Ihren Daten in den Ordnern C:\Program Files sowie C:\Program Files (x86) gespeichert sind. Benutzen Sie
/xd C:\Windows "C:\Program Files" "C:\Program Files /x86)" . Beachten Sie, dass Pfadnamen, welche Leerzeichen enthalten (könnten) in Anführungszeichen eingeschlossen werden müssen.
Noch besser wäre die Verwendung der Windows-Variablen:
/xd %windir% "%ProgramFiles%" "%ProgramFiles(x86)" . Windows setzt anstelle der in Prozentzeichen eingeschlossenen Variablen die wahren Pfadnamen ein. Dann funktioniert der /xd-Parameter auch dann, wenn Windows nicht auf Laufwerk C: installiert ist.
Angenommen, Sie wollen den Inhalt des Download-Ordners nicht sichern, denn dort befinden sich normalerweise nur Dateien, die Sie jederzeit erneut aus dem Internet herunterladen können. Verwenden Sie die Pfadbezeichnung /xd %USERPROFILE%\Downloads ./xf *.dll *.sys *.exe schließt Programme aus (.dll, .sys und .exe sind die wichtigsten Programmdatei-Typen).
Sie können weitere Dateitypen auflisten, die nicht gesichert werden sollen. *.tmp beispielsweise kennzeichnet temporäre Dateien.
Im Bild sehen Sie die mit WinDirStat erzeugte Statistik für ein neu installiertes Windows 10. Im rechten Fenster sehen Sie, wie viel Speicherplatz die verschiedenen Dateitypen belegen. Allein die 36 Tausend *.dll Dateien machen 51,3 % der belegten Festplattenkapazität aus. Wenn Sie die drei genannten Dateitypen aus der Sicherung ausschließen, reduzieren Sie den Speicherplatzbedarf der Sicherung um mehr als die Hälfte./xa:sh schließt Systemdateien und versteckte Dateien aus.
„s“ steht für Systemdateien und „h“ („hidden“) für versteckte Dateien. Wenn Sie selbst keine Dateien mit Schreibschutz versehen haben, können Sie mit „r“ („read only“) auch diese Dateien ausschließen, also /xa:shr .
/maxage:365 schließt alle Dateien aus, deren letzte Änderung mehr als 365 Tage zurück liegt.
Die maxage Angabe ist nur sinnvoll, wenn Sie alle älteren Dateien bereits früher einmal gesichert haben und Sie Zeit und Speicherplatz sparen wollen.
Sie können jede Anzahl von Tagen < 1900 einsetzen. Sie können auch ein Datum im Format JJJJMMTT einsetzen: Mit der Angabe /maxage:20200101 werden nur Dateien kopiert, die im Jahr 2020 oder später erstellt oder verändert worden sind.
Werden Sie nicht ungeduldig. Ein vollständiges Backup kann Stunden dauern.
Sollte das Backup abbrechen (z. B. weil Windows ein Update mit anschließendem Neustart ausführt), dann wiederholen Sie den obigen robocopy-Befehl. Die bereits kopierten Dateien werden schnell übersprungen und das Kopieren wird an der abgebrochenen Stelle fortgesetzt.
Möglicherweise ist das Backup nicht zu sehen. Sie haben zwei Möglichkeiten:
- Entweder Sie machen alle versteckten Dateien generell sichtbar. Gehen Sie im Explorer auf „Ansicht“ → „Optionen“ → „Ordner- und Suchoptionen ändern“. Im Fenster „Ordneroptionen“ wählen Sie das Register „Ansicht“. Markieren Sie den Punkt vor „Ausgeblendete Dateien, Ordner und Laufwerke anzeigen“, dann „Übernehmen“ → „OK“.
- Oder Sie machen nur die Backup-Dateien sichtbar. Dazu geben Sie an der Eingabeaufforderung den folgenden Befehl ein:
attrib -h -s e:\*.* /s /d
Dieser Befehl macht alle Dateien auf Laufwerk e: dauerhaft sichtbar.
Wenn Sie den robocopy-Befehl wiederholen (vielleicht nach einigen Tagen), dann werden die früher gesicherten Daten mit den aktuellen Daten in Übereinstimmung gebracht. Auf dem Backup-Datenträger wird dabei nur so viel zusätzlicher Speicher benötigt, wie auf dem PC an Dateien hinzugekommen ist.