- Inhaltsverzeichnis
- Zwei Betriebssysteme auf einer Festplatte
- Voraussetzungen
- Das zweite Betriebssystem installieren
- Verwandte Themen
- Multibootsysteme
- Übersicht Software
Dual- und Multi-Boot-Systeme
Ein Computer, auf dem zwei Betriebssysteme installiert sind, unter denen man beim Booten eins auswählen kann, wird als Dual-Boot-System bezeichnet.
Wenn mehr als zwei Betriebssysteme installiert sind, handelt es sich um ein Multi-Boot-System.
Die Betriebssysteme können
• auf unterschiedlichen Massenspeichern installiert sein, z. B. auf zwei Festplatten oder
• als virtuelle Maschinen auf einem Gastsystem oder
• auf unterschiedlichen Partitionen einer Festplatte installiert werden.
Alles auf einer Festplatte oder besser zwei Festplatten?
Die Entscheidung hängt davon ab, wie die Festplatte partitioniert ist: Im MBR-Stil oder im GPT-Stil.
- Eine Festplatte mit Master Boot Record kann maximal vier GB groß sein und kann maximal vier Partitionen enthalten. MBR ist kompatibel mit Windows 10 und früheren Systemen, aber nicht mit Windows 11.
- Auf einer mit GUID Partition Table eingerichteten Festplatte gibt es praktisch keine Beschränkung für Größe und Anzahl der Partitionen. Windows 8, 10 und 11 sind kompatibel mit GPT, allerdings lassen sich Windows 7 und früher nicht auf einer GPT-eingerichteten Festplatte installieren.
Daraus folgt: Will man auf dem PC zwischen Windows 7 und 11 wechseln, braucht man zwingend zwei Festplatten, oder eins der Systeme muss zu einem Virtuellen Windows konvertiert werden.
Zwei Betriebssysteme auf einer Festplatte
Wann sind zwei Betriebssysteme auf einer Festplatte sinnvoll?
- Das erste (alte) Windows ist defekt und Sie können es nicht reparieren.
- Sie brauchen dringend Zugriff auf Ihre Daten, um weiter arbeiten zu können. Ein (möglicherweise temporäres) zweites, neues Windows würde Ihnen weiterhelfen.
- Sie wollen dauerhaft auf ein neu installiertes Windows umsteigen. Das kaputte Windows soll noch erhalten bleiben, damit Sie später Daten, Seriennummern und Passwörter retten zu können.
- Sie wollen von Windows 7 oder Windows XP (allmählich) auf Windows 10 umsteigen. Oder von Windows 10 auf Windows 11.
- Sie müssen von Windows 7 oder Windows XP auf Windows 10 umsteigen, können oder wollen aber das alte Betriebssystem noch behalten:
- Weil auf Windows 7 eine spezielle Software läuft, die zu Windows 10 nicht kompatibel ist. Ein Upgrade der Software auf Windows 10 ist nicht möglich oder unangemessen teuer.
- Sie wollen ein Gerät weiter nutzen, für das Windows 10 keine Treiber hat.
- Sie müssen Ihre alte Bürosoftware 10 Jahre funktionsbereit bereithalten für eventuelle Überprüfungen durch das Finanzamt. (Es wäre vorteilhaft, das alte Betriebssystem als Virtuelle Maschine aufzubewahren)
- Sie wollen ein neues Betriebssystem ausprobieren, aber das alte vorerst behalten.
- Sie wollen für Ihre Kinder oder für Ihre Gäste ein separates Betriebssystem einrichten.
Voraussetzungen
• Die Festplatte muss groß genug sein. Sie muss mindestens 40 GB, besser 100 GB freien Speicherplatz haben.
• Falls die Festplatte nach MBR-Schema partitioniert ist, ist die Zahl der Partitionen auf vier begrenzt. Und Windows 10 bevorzugt einen GPT-Datenträger, Windows 11 kann nur auf einem GPT-Datenträger installiert werden.
• Sie brauchen eine Windows-Setup-DVD. Die Anleitung zum Erstellen einer Windows-Setup-DVD oder eines USB-Installationsmediums finden Sie hier.
Ein zweites Betriebssystem auf einer Festplatte installieren
Platz frei machen für eine neue Partition, wenn das alte Betriebssystem noch funktioniert
Beginnen Sie damit, Programme zu deinstallieren, die Sie zukünftig nicht mehr benötigen.
Das hängt natürlich von Ihrer Zielsetzung ab und wie knapp der Speicherplatz auf der Festplatte ist.
Wenn Sie jetzt wenig Zeit haben, könnten Sie das große Aufräumen des alten Betriebssystems auf einen Zeitpunkt verschieben, wenn das neue Betriebssystem fertig eingerichtet ist. Den dadurch frei werdenden Speicherplatz für das neue System nutzen zu können ist allerdings aufwändig und nicht ohne Risiko: Wenn Sie nach dem Aufräumen die Partition mit dem alten Betriebssystem verkleinern, entsteht freier Speicher zwischen dem alten und dem neuen Betriebssystem. Um den freien Speicher nutzen zu können, müssen Sie die neue Betriebssystempartition „nach vorn“ (in Richtung Festplattenanfang) verschieben. Das können die Microsoft-Diskmanager aber nicht. Sie müssten also einen (ihnen noch unbekannten) Partitionsmanager installieren (siehe die Übersicht der Partitionsmanager) und damit die Verschiebung vornehmen. Das alles kostet Sie mindestens eine Stunde Zeit.
- Wenn Sie das alte Windows demnächst ohnehin löschen wollen und genug Platz auf der Festplatte ist, lohnt es kaum, Zeit in das Aufräumen zu investieren. Sie können ja später die Partition mit dem alten Betriebssystem im Ganzen löschen.
- Bedenken Sie, das die meisten Anwendungen eher klein sind und das Deinstallieren nur wenig Speicherplatz frei macht.
- Wenn Sie die Auslagerungsdatei verkleinern und durch Deaktivierung des Ruhezustandes die hiberfil.sys löschen, bekommen Sie einige Gigabyte freien Platz.
Empfehlung: Vor der Partitionierung noch eine Datensicherung durchführen!
Wenn bei der nachfolgenden Änderung der Partitionierung ein Stromausfall oder ein Computerfehler auftritt, führt das zu einem Daten-Totalverlust. Nachfolgend einige Varianten der Datensicherung, die sich nach Zeitaufwand und benötigtem Speicherplatz unterscheiden.
• Variante 1: Sie können ein Image der Partition erstellen. Sie brauchen dazu eine Programm (z. B. Acronis Drive Image) und eine externe Festplatte, auf der etwa so viel Platz frei ist, wie vom alten Betriebssystem belegt ist.
• Variante 2: Sichern Sie nur ausgewählte Dateien, auf DVD oder auf einen USB-Stick. Hier ist eine Anleitung zur Datensicherung mit 20 Klicks.
Benutzen Sie einen Partitionsmanager, um die Partition mit dem alten Betriebssystem zu verkleinern.
Benutzen Sie das Microsoft-Programm MS DiskManager oder MS DiskPart.
Oder Sie installieren einen anderen Partitionsmanager, siehe die Übersicht der Partitionsmanager.
In diesem Beispiel benutzen wir den Microsoft-Partitionsmanager. Sie starten ihn mit einem Rechtsklick auf „Start“ und im Kontextmenü klicken Sie auf „Datenträgerverwaltung“.
Die Datenträgerverwaltung zeigt Ihnen alle angeschlossenen Massenspeicher: Die interne Festplatte mit dem Betriebssystem ist Datenträger 0, die Partition mit dem Betriebssystem ist Laufwerk C:. Die Festplatte hat 223,56 GB Kapazität. Außerdem gibt es ein DVD-Laufwerk, das den Laufwerksbuchstaben D: trägt.
Sie sehen eine kleine Partition von etwa 100 MB mit dem Bootmanager am Anfang der Festplatte. Verändern Sie diese Partition niemals.
Die zweite Partition enthält das Betriebssystem. Klicken Sie auf diese Partition mit der rechten Maustaste und wählen Sie „Verkleinern“. Nach einigen Sekunden Wartezeit sehen Sie ein Fenster „Verkleinern von Laufwerk C:“. In der Zeile „zu verkleinernder Speicherplatz in MB:“ wird die maximal mögliche Verkleinerung angezeigt. Sind wenigstens 40 GB frei? Wenn ja, ersetzen Sie den vorgeschlagenen Wert. Tragen Sie dort ein, wie viel Speicher Sie für das Zweitsystem reservieren wollen. Lassen Sie dem alten Betriebssystem eine Reserve von mindestens 10 %, damit das alte und das neue Betriebssystem nicht ständig warnen, dass eine der Partitionen fast voll ist.
Angenommen, Sie wollen 80 GB für das Zweitsystem frei machen. Tragen Sie 80000 ein und klicken Sie dann auf „Verkleinern“.
Nach einer kleinen Wartezeit zeigt Ihnen die Datenträgerverwaltung die neue Einteilung der Festplatte. „78,13 GB Nicht zugeordnet“. Warum nur 78,13 statt 80 GB? Weil die korrekte Umrechnung 1 GB = 1024 MB ist. Um genau 80 GB zu erhalten, hätten Sie 80 x 1024 = 81920 MB eingeben müssen.
Anmerkung: Manchmal lässt sich eine Partition nicht so weit verkleinern, wie Sie das möchten. Grund dafür sind nichtverschiebbare Dateien, die der Diskmanager nicht in einen anderen Bereich der Partition verschieben kann. Versuchen Sie es mit dem Befehl defrag c: /u /v /x /h an der Eingabeaufforderung als Administrator. Die Defragmentierung erfolgt dabei einschließlich „FreeSpaceConsolidate“: Freie Speicherbereiche werden dadurch an das Ende der Partition verschoben. Wenn noch immer nicht genug Speicherplatz am Partitionsende frei ist, versuchen Sie mit dem „Minitool Partition Wizard“, dem „EaseUS Partition Master Free“ oder dem „Paragon Partition Manager“, die Windows-Partition zu verkleinern. Diese drei Festplattenmanager können auch diejenigen Dateien verschieben, an denen der MS Diskmanager und defrag scheitern.
Beispiel: Wenn der DiskManager versagt, kann die Partition mit dem Paragon Partition Manager verkleinert werden
Benutzen Sie diese Anleitung, um den Paragon Partition Manager herunterzuladen und zu installieren.
Nebenstehend sehen Sie das Menü „Verschieben oder Größe ändern“.
In diesem Beispiel soll von der 222,95 GB großen Systempartition an deren „oberen“ Ende ein Teil von 80000 MB (etwa 80 GB) abgeteilt werden.
Wenn Sie Windows 7 haben und als zweites Betriebssystem Windows 10 installieren wollen, gibt es ein Problem: Die Festplatte ist mit ziemlicher Sicherheit mit dem MBR-Partitionsschema partitioniert, aber aktuelle Versionen von Windows 10 lassen sich nur auf eine GPT-eingerichtete Festplatte installieren. Doch auch für diesen Fall gibt es eine Lösung.
Platz frei machen für eine neue Partition, wenn das alte Betriebssystem nicht mehr startet
Sie wollen aber das alte Betriebssystem nicht überschreiben: Weil dort wertvolle Daten sind. Weil Sie die Seriennummern der dort installierten Anwendungen noch nicht retten konnten. Oder weil Sie hoffen, das kaputte Windows später vielleicht noch retten zu können.
Voraussetzung: Auf der Festplatte sind noch einige Dutzend Gigabyte frei beziehungsweise Sie können genug Speicherplatz frei machen.
Beginnen Sie damit, Speicherplatz freizugeben
Ob sich das lohnt, hängt natürlich von Ihrer Zielsetzung und Ihren Kenntnissen ab und wie knapp der Speicherplatz auf der Festplatte ist. Dazu müssen Sie den PC von einer Windows-Installations-DVD starten und mit der Eingabeaufforderung arbeiten.
Weil Windows nicht startet, können Sie keine Anwendungen deinstallieren. Doch Sie können Daten löschen: Im Ordner C:\Users\(username)\ finden Sie die Unterordner Desktop, Documents, Downloads, Videos, Music und Pictures. Dort können Sie möglicherweise einige Dateien löschen oder auslagern. Im Ordner C:\Users\(username)\AppData\Local\Temp könnten Sie temporäre Dateien löschen. Notfalls gibt das Löschen der c:\hiberfil.sys, falls vorhanden, so viele GigaByte auf der Festplatte frei, wie Sie Arbeitsspeicher haben.
Empfehlung: Vor der Partitionierung noch eine Datensicherung durchführen!
Wenn bei der nachfolgenden Änderung der Partitionierung ein Stromausfall oder ein Computerfehler auftritt, kann das zu einem Daten-Totalverlust führen. Nachfolgend einige Varianten der Datensicherung, die sich nach Zeitaufwand und benötigtem Speicherplatz unterscheiden.
• Variante 1: Sie können ein Image der defekten Partition erstellen. Sie brauchen dazu eine Programm (z. B. Acronis Drive Image) und eine externe Festplatte, auf der etwa so viel Platz frei ist, wie vom alten Betriebssystem belegt ist.
• Variante 2: Booten Sie von einer geeigneten DVD und benutzen sie die Eingabeaufforderung, um ausgewählte Dateien auf einen USB-Stick oder eine externe Festplatte zu kopieren.
Benutzen Sie den Diskmanager DiskPart, um die Partition mit dem alten Betriebssystem zu verkleinern.
Sie brauchen eine Installations-DVD für Windows 7, 10 oder 11 oder eine vorsorglich erstellte Windows-Notfall-DVD. Booten Sie den PC von dieser DVD. Gleichgültig ob Sie von DVD oder USB-Stick booten, erscheint zuerst das Menü zur Sprachauswahl. Meist ist „Deutsch“ voreingestellt. Bestätigen sie die Sprachauswahl. Im nächsten Fenster werden Sie gefragt, ob Sie Windows „Jetzt installieren“ wollen. Klicken Sie statt dessen auf „Computerreparaturoptionen“. Klick auf „Problembehandlung“ bzw. „Erweiterte Optionen“, dann auf „Eingabeaufforderung“.
Geben Sie diskpart im Fenster der Eingabeaufforderung ein.
In der Anleitung zum Microsoft-Programm MS DiskPart sind im Abschnitt „Partition verkleinern, um Platz für eine Reparatur frei zu machen“ die Befehle erklärt, die Sie benötigen. Lassen Sie dem alten Betriebssystem eine Reserve von etwa 10 %, damit das neue Betriebssystem nicht ständig warnt, dass eine der Partitionen fast voll ist.
Neues Betriebssystem installieren
Legen Sie die Installations-DVD ein oder stecken Sie den USB-Stick mit den Installations-Dateien an. Schalten sie den PC ein und booten Sie von diesem Installations-Datenträger.
Nach der Abfrage der Sprache fragt der Assistent, wohin die Installation erfolgen soll. Verwenden Sie den vorher freigemachten Bereich der Festplatte.
Hier finden Sie eine ausführliche Installationsanleitung für Windows 10.
Auswahl des zu bootenden Systems
Ein Bootmenü wird auf der primären Festplatte installiert, das dem Nutzer erlaubt, nach jedem Einschalten des PCs das zu startende Betriebssystem auszuwählen. In der Regel wird das Bootmenü automatisch installiert.
Windows wird ohne Bootmenü gestartet
- Möglicherweise ist das Bootmenü zwar vorhanden, wird aber nur für null Sekunden angezeigt. Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator und tippen Sie den folgenden Befehl ein:
bcdedit /timeout 10 damit das Bootmenü für 10 Sekunden angezeigt wird. Starten Sie den PC neu und probieren Sie, ob das Bootmenü jetzt erscheint. - Falls nicht: Starten Sie den PC von einer Windows-Setup-DVD. Über „Computerreparatur“ → „Problembehandlung“ → „Erweiterte Optionen“ gelangen Sie zur „Eingabeaufforderung“. Mit dem Befehl bootrec /rebuildbcd wird die Datenbank „Boot Configuration Data“ neu erstellt. Nach dem Neustart sollten Sie im Bootmenü zwischen den beiden Betriebssystemen wählen können.
Möglicherweise haben jetzt im Bootmenü beide Betriebssysteme den gleichen Namen. Mit dem Befehl bcdedit /set {current} description "Beliebiger Name" an der Eingabeaufforderung (als Administrator) können Sie die Bezeichnung des aktuell gestarteten Betriebssystems im Startmenü ändern.
Sie können auch das Tool EasyBCD installieren, um den Bootmanager zu konfigurieren.
Eins der Betriebssysteme entfernen
Sie haben zwei Betriebssysteme auf der Festplatte und möchten eins davon „zurückdrängen“ oder endgültig entfernen. Lesen Sie hier, wie das geht.
Beispiele
Windows als Zweitsystem auf SSD
Windows 7 und Windows 10 auf der gleichen Festplatte
was ist klüger : ein Dual-Boot-System oder eineinterne und eine externe Festplatte?
Gute Frage. Man könnte die Bootsequenz im BIOS so einstellen, dass primär von USB-Datenträger gebootet wird. Hat man vor dem Einschalten des PC keine externe Festplatte angesteckt, bootet der PC von der internen Festplatte. Doch diese Idee hat zwei Nachteile:
Erstens lässt sich Windows normalerweise nicht auf eine externe Festplatte installieren, es sei denn, man benutzt ein Tool wie WinToUSB oder Rufus.
Zweitens, die erreichbare Geschwindigkeit. Der Datentransfer über die interne SATA-Schnittstelle erfolgt mit max. 600 MByte/s, während eine USB 3.1 Gen 2 Schnittstelle (Superspeed Plus, 10 Gibt/s) mit etwa 1250 MByte/s merklich schneller ist. Doch beide werden um Längen geschlagen von einer internen M.2-SSD wie der Samsung SSD 980 Pro M.2, welche Daten mit 7000 MB/s liest. Freilich könnte man eine solche M.2-SSD in ein geeignetes USB-3 Gehäuse stecken. Welche Datentransferrate damit erreichbar wäre, ist mir unbekannt.
Es hängt also davon ab, was für eine externe Festplatte Sie anschließen wollen.